
Am 9. November gestalteten die Schülerinnen und Schüler der AG Erinnerungskultur des Gymnasiums Leopoldinum die diesjährige Gedenkveranstaltung anlässlich der Novemberpogrome 1938 in der Passauer Ludwigstraße 19. Ab 11 Uhr erinnerten sie mit Texten, musikalischen Beiträgen und stiller Andacht an die Schicksale der Familien Pick und Weilheimer. Mit eindrucksvoll recherchierten Lebensgeschichten verdeutlichten die Schülerinnen und Schüler, wie eng die Ereignisse der NS-Zeit auch mit Passau verbunden sind.
Gemeinsam wurden kleine Kieselsteine in der Tradition jüdischer Friedhöfe und weiße Rosen an den Stolpersteinen niedergelegt. Im Anschluss traf sich die Gruppe im nahegelegenen Zeughaus zu einem gemeinsamen Brunch mit Vertretern des SJR, des BDKJ und der evangelischen Jugend. Dort präsentierten die Jugendlichen ihre weiteren Recherchen zu zwei weiteren Passauer Opfern der NS-Verfolgung: Willi Heckmann und Adelgunde Dölzer, für die im Februar 2026 neue Stolpersteine verlegt werden.


Willi Heckmann, ein deutscher Musiker und Alleinunterhalter, wurde von den Nationalsozialisten aufgrund seiner sexuellen Orientierung verfolgt und verbrachte acht Jahre seines Lebens in Konzentrationslagern. Zwar überlebte er die KZ-Haft in Dachau und Mauthausen, doch er blieb zeitlebens gezeichnet von den Haftbedingungen; in der BRD wurde es ihm verwehrt, als Opfer anerkannt und damit entschädigt zu werden.
Bei der zweiten Person, der Passauerin Adelgunde Dölzer, wurde eine nicht heilbare Schizophrenie diagnostiziert, woraufhin sie in die Tötungsanstalt Schloss Hartheim verlegt wurde. Hier fiel sie dem Euthanasieprogramm der NS-Diktatur zum Opfer. Eine Schülerin berichtete: „Durch die intensive Auseinandersetzung mit den Biografien wurde uns bewusst, wie wichtig es ist, diese Geschichten zu erzählen und sichtbar zu machen, damit das Unrecht der Vergangenheit nicht in Vergessenheit gerät.“
Durch ihre engagierte Vorbereitung, ihr sensibles Auftreten und der abschließenden Teilnahme an der offiziellen Gedenkveranstaltung der Stadt Passau, zeigten die Leopoldiner eindrucksvoll, wie lebendiges Erinnern auch in der jungen Generation weitergetragen wird.
Fr. Lemmerich und Hr. Schiering


