
Die zentrale Lage des Leopoldinum als Altstadtschule macht es möglich: Für eine Schulstunde wechselten die Fünftklässler im Rahmen des katholischen Religionsunterrichts vom Klassenzimmer in die benachbarte Studienkirche St. Michael, die 1677 von den Jesuiten errichtet wurde. Dort gab es bei einer Kirchenerkundung mit dem Mesner, Herrn Johann Heinzl, einiges zu entdecken. Natürlich fiel den Schülern sofort auf, dass es sich um ein besonders schönes und prächtiges Beispiel einer barocken Kirche handelt. Denn im Religionsunterricht von Frau Wolf und Herrn Zehntner wurden vorab die verschiedenen Kirchenbaustile und ihre Kennzeichen erarbeitet.
Während seiner Führung gelang es Herrn Heinzl immer wieder, die Neugier und Begeisterung der jungen Leopoldiner zu wecken: Als er beispielsweise fragte, wie lange wohl die Anfertigung einer Stuckfigur dauerte, schätzten manche Schüler bis zu drei Jahre. Umso erstaunter waren sie, als sie erfuhren, dass dies aufgrund des Gipsguss-Verfahrens sogar innerhalb nur eines Tages möglich war. Interessant war auch die Information, dass in der Kirche „nur“ ca. 30 Kilogramm Gold verbaut sind, obwohl ein Blick in den prunkvoll verzierten Innenraum deutlich mehr vermuten lässt. Grund dafür ist das hauchdünn aufgetragene Blattgold. In den Seitenaltären gab es dann echte menschliche Knochen zu sehen – sogenannte Reliquien, also die sterblichen Überreste von z.B. frühchristlichen Märtyrern. Bei der Entschlüsselung der entsprechenden Inschrift halfen bereits die ersten Lateinkenntnisse. Ein Highlight für viele Schüler war der Besuch der unter der Kirche liegenden Gruft, in der einst Jesuitenpatres beigesetzt wurden. Erstaunlich war aber auch die Erkenntnis, dass ein (inzwischen zugemauerter) Durchgang eine direkte Verbindung zwischen der Schule und der Kirche ermöglichte, was für die im damaligen Kolleg lebenden Jesuiten sehr praktisch war. Die Kirchenraumerkundung stellte aber nicht nur eine Zeitreise in die Vergangenheit dar. Vielmehr veranschaulichte sie die jahrhundertelange Kontinuität des christlichen Glaubenslebens in Passau. Dass wir als Gymnasium bis heute in dieser Traditionslinie stehen, wird nicht zuletzt daran deutlich, dass Schulgottesdienste und Andachten des Leopoldinum regelmäßig in „unserer“ Studienkirche stattfinden können.
Ein herzlicher Dank ergeht an Herrn Heinzl für seine sehr ansprechende Führung, bei der er immer wieder kenntnisreich und geduldig Fragen neugieriger Schüler beantwortete. Dafür erhielt er ein kleines Mitbringsel aus dem schuleigenen Leo-Weltladen. Die begeisterten Rückmeldungen der Fünftklässler machten deutlich, dass sie aus dieser anschaulichen Religionsstunde viel mitgenommen haben.
Tobias Zehntner, StR